Als Emma das erwartungsvolle Blitzen in seinen Augen sah,
nickte sie nur. „Sie haben sich überlegt, wie viel Blut ein durchschnittlicher
Erwachsener hat.“
„Stimmt. Verraten Sie mir auch, woher Sie wissen, dass ich das
dachte?“
Der Doktor grinste: „Weil das hier viel zu viel Blut ist. Ein
menschlicher Körper seines Gewichts hat im Durchschnitt fünf
bis sechs Liter Blut. Hier haben wir mindestens die doppelte
Menge. Das alles kann also unmöglich von ihm stammen. Ich
tippe ja mal auf Rinderblut, aber sicher kann man das natürlich
erst sagen, wenn es genauer untersucht wurde.“
„Das Blut einer Kuh?“, fragte Emma sichtlich erstaunt. „Wie
kommen Sie denn da drauf? Haben Sie das gerochen?“
Manchmal war ihr der Mediziner unheimlich. Gut, sie hatte sich
mittlerweile daran gewöhnt, dass er einen riesigen Spaß daran
hatte, Gedanken zu erraten. Und sie ließ ihm die Freude, denn
das Leuchten in seinen Augen erinnerte sie jedes Mal an einen
kleinen Jungen, der in seinem Zimmer sitzt und darauf wartet,
dass endlich die Glocke läutet, mit dem ihm das Christkind zu
verstehen gibt, dass Bescherung ist. Aber dass er meist richtig
lag, was ihre Gedanken betraf, erstaunte sie dann doch jedes
Mal aufs Neue.
„Nein, ich habe es natürlich nicht gerochen, nur schlau kombiniert“,
zwinkerte er ihr zu. „Haben Sie sich die Leiche schon
genauer angeschaut?“
„Äh, nein“, stotterte Emma und machte sich sofort daran, zum
Toten heranzugehen.
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