1988 zog ich nach Heidelberg, weil ich mit dieser
Frau mein Leben verbringen wollte. 1989 heirateten
wir in dem Geburtshaus von Beate bei Bremen. 1992
kam, nicht geplant aber ge- wünscht, unser erster
Sohn zur Welt, und ich spürte zum ersten Mal, dass
sich etwas in mir gravierend änderte. Ich hatte Verantwortung.
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Ich stand den ganzen Tag vor dem Spiegel
und sagte laut: Ich habe einen Sohn. Als ich ihn
sah, spürte ich zum ersten Mal in meinem Leben, und
das mit 29 Jahren, uneingeschränkte Zufriedenheit.
Es war mir völlig egal, ob es ein Junge oder ein Mädchen
war – ich hatte ein Kind und das mit der besten
Frau und Mutter, die ich mir vorstellen konnte.
1994 wurde unser zweiter Sohn geboren und ich war
nicht weniger stolz. Diesmal fragte ich mich aber
auch, als ich in den Spiegel sah, ob ich der Verantwortung
für die beiden kleinen Menschen gewachsen
sei, die so abhängig von mir waren. Was wäre, wenn
mir etwas passierte? Könnte ich sie gerecht erziehen,
würde ich Fehler machen? Ich wollte um jeden Preis
die Dinge vermeiden, unter denen ich als Kind gelitten
hatte. Ich wollte ein besserer Vater sein, als es der
meine war. Hier wurde mir bewusst, dass ich meinem
Vater schwere Vorwürfe machte, von denen mir bis
dahin nicht klar war, dass sie zwangsläufig irgendeinmal
kommen würden. Ich schämte mich für meine
Gedanken und sprach mit keinem Menschen, auch
nicht mit meiner Frau darüber. Sollte dieser Mann,
den ich so verehrte, wirklich ein schlechter Vater gewesen
sein?