„Töte sie!“, belferten die anderen.
Der erste Knecht nahm die Axt auf und schlenkerte sie über
dem Kopf der Viehmagd, bereit diese auf das Kind und die
Magd nieder zu schlagen. Die Viehmagd schloss die Augen.
Da quoll dem ersten Knecht und Leopold Avemaria mit einem
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Mal der Duft von wilden Rosen in die Nase. Der erste
Knecht drehte sich hastig in die Richtung, woher er den Duft
vernahm, stolperte und die Axt entfiel seiner Hand und
schlug neben die Viemagd. Auch die anderen Knechte verstummten
augenblicklich als sie den Duft wahrnahmen. Einzig
das stöhnen der Magd und das schreien des Kindes war
noch zu vernehmen.
Die Männer wussten was nun kommen würde und erstarrten.
Zwar war sie noch nicht zu sehen, nicht zu hören, gleichwohl
die Hexe, die Hexe kam. Dieser Duft, der Geruch nach wilden
Rosen, gehörte ihr, dass wusste jeder in diesem Tal im
Ammergebirge.
Wie Alle, vom Kinde bis zum Greise, kannte auch er die Geschichten
von der Hexe, der weisen Frau oder Heilerin, wie
manche sie nannten. Er wusste, dass sie unermesslich Vielen
mit ihrem Heilwissen Gesundheit geschenkt hatte. Sie
schlichtete Streit zwischen Bauern und Tagelöhnern und die
Alten munkelten, dass sie sich auch mit den Reichen und
Mächtigen anlegte.
Leopold Avemaria hatte Angst vor ihr.
Er murmelte: „Die Hexe! Die Hexe! Die Hexe!"
Keiner der gemeine Knecht rührte sich.
Es hieß ja, die Hexe kenne alle Geheimnisse, weil sie in der
Lage war die Gedanken der Menschen zu lesen.