jedes Stückchen Fleisches, das verwegene und verzweifelte
Väter im Wald erbeuteten. Erfrorenes Wild, ein verhungerter
Ochse, das Gerippe von einem Esel, eines einst treuen Gefährten,
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die überlebenden Katzen, Ratten und Mäuse wurden
getötet und gefressen.
Auf allen vieren krabbelten die Kinder mit ihren hungergeblähten
Bäuchen über die Schneeberge. Ihre Skeletthände
füllten Schneeklumpen in die Münder die, sobald sie ihre Lippen
berührten, nach Eiter und Blut schmeckten. Die Jüngsten
zähmten das Brüllen ihrer Mägen mit vereisten
Erdkrümeln, welche die Mütter über dem Feuer schmolzen.
Die Menschen vertilgten was sie aufgabelten, stopften sich
die Mäuler voll und wer klein und zart war musste verrecken.
Zur Mitternachtsstunde jenes Aprilabends fegte der Wind
zwischen den strohgedeckten Häusern und brauste der
Viehmagd unter die fünf Röcke. Eisflocken um wirbelten sie
und verschleierten ihr die Sicht, in der schneehellen Nacht.
Sie kam zu langsam vorwärts!
Ohne in ihrer Flucht innezuhalten, beschattete sie ihre grünen,
lichtlosen Augen mit der rechten Handfläche und blickte
blinzelnd rückwärts. Winzig, wie in den Schnee gepresst
wirkte das Haus ihres Bauern Leopold Avemaria am Dorfrand.
Kaum wahrzunehmen für die flüchtende Viehmagd.
Freilich hörte sie noch die letzten zwei lebenden Kühe im
Stall brüllen. Aufgewühlt stampften sie umher und röhrten
ihr durch die Finsternis nach. Der Hunger und das Unwetter
ließ die Viecher vor Grauen verrückt werden. Für gewöhnlich
wurden sie von ihrer Stimme besänftigt. Die Viehmagd tröstete
die Rinder, die Wollschweine, die Schafe und Hühner,
wie die Mäuse, Ratten, Spinnen und alles Vieh auf Gottes
Erdball, mit ihrer Stimme, keiner im Dorf wüste das sie eine