Carolines Feindschaft mit Germander war drei Jahre, zwei
Monate und etliche Wochen alt.
Seit dem Tag ihres Einzuges befehdeten sie sich. Genauso wie
heute, mit seiner Flasche Helles, den fettig braunen Haarstoppeln
hinter der Stirnglatze, der oberhalb der Knie abgewetzten,
lehmfarbenen Jogginghose und den Hosenträgern über dem
Unterhemd, das seinen Bierbauch betonte, hatte er am Tag ihres
Einzugs ausgesehen. Caroline konnte, bei aller Mühe, seine Worte
nicht verwinden, mit denen er sie an jenem Tag empfangen hatte:
»Was bist denn du für eine Hure und ein Kind halst du unserer
Hausgemeinschaft auch noch auf.«
»Ja! Germander du hattest recht. Ich führe ein aufregendes
Sexleben und habe ein Kind, meinen Raffael«, quäkte Caroline
jetzt, als ob ihr Germander gegenüberstehen würde, während sie
sich ihres vollgekotzten Kleides entledigte.
Aber als sie an ihrem Körper hinunterblickte, vergaß sie
Germander.
Nackt stand sie da, bar ihres rosafarbenen Tangas.
»Wo hab ich den verloren? Na egal, ich brauch einen Kaffee.«
Caroline schlingerte in die Küche, dabei rammte sie mit dem
Oberschenkel die Kante des Esstisches an der rechten Wand und
fiel gegen die Spüle.
»Uahh! Hier stinkst«.
Brachial kippte sie das Fenster, ignorierte die Kälte und lugte zu
den Wolkengebilden empor. Heilsamer als die Wolken, die
Caroline seit ihrer Kindheit keine Märchen mehr von Drachen,
Einhörnern und fabelhaften Wesen vorgaukelten, war eine
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