ausübte, hatte gerade zuvor über einen der Feinde des
Imperiums sein Urteil gesprochen. Einen Aufruhr gegen die
Besatzungsmacht, so hieß es, habe der Mann angezettelt,
kaum dass er von jahrelanger Reise zurückkehrt war. Nach
einer Rede war er verhaftet und vor den König gebracht
worden. Dort Beschultigte ihn Abiathar, der Hohepriester
dieses Jahres, als Rädelsführer des Aufstands den König von
Judaea stürzen und an seiner Statt den Thron besteigen zu
wollen. Ein Reich im Namen von Jesus von Nazareth, der vor
gut einem Dutzend Jahren als Verbrecher gekreuzigt worden
war, habe er errichten wollen. Nach kurzem Prozess
verurteilte ihn der König zum Tod durch das Schwert.
Nun schritt der Hohepriester, ein hochgewachsener Mann
in kostbarem schwarzem, mit Goldstickereien verzierten
Ornat, der Menge voran. Mit verächtlich geschürzten Lippen
stieg er den steilen Weg bergan. Abiathar war im Volk der
Juden als Hohepriester geachtet, aber auch gefürchtet. Mit
silbergrauem Vollbart und dunklen Augen, die jedem
Betrachter tief in die Seele zu blicken schienen, war er eine
beeindruckende Erscheinung. Wenn er mit volltönender
tiefer Stimme seine zürnenden Predigten hielt, verstummten
alle.
Abiathar war mit sich zufrieden, während er zur
Schädelstätte hinaufstieg. Die Verhandlung bei Herodes
Agrippa war so verlaufen, wie er es sich gewünscht hatte.
„Dieser Mann, ein eifernder Anhänger von Jesus, dem
verbrecherischen Aufrührer, predigt wie vormals der
selbsternannte Menschensohn!“, hatte der Hohepriester
ausgerufen. „Er lästert den HERRN!“ Als König Herodes
den Angeklagten gefragt hatte, was dieser zu seiner
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