Nach wenigen Tagen der Ruhe, an denen wir nicht ein einziges
Mal den Bunker verließen, brachte uns ein richtiger Personenzug
nach «Buxtehude». Wir trauten der Transportbegleiterin
nicht, dass es so einen Ort überhaupt gäbe. Das wäre ja so ähnlich
wie das samländische «Kraxtepellen»,
«wo die Hunde mit dem Schwanze bellen!» Sie hatte nicht gelogen.
Drei Tage Buxtehude in den Klassenräumen einer Schule,
und die Endstation einer langen, schrecklichen Reise, «Weddelsbrook
», wurde per Lastkraftwagen mit anderen Flüchtlingen
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zusammen angesteuert.
Der ehrenamtliche Bürgermeister des kleinen Dorfes war bei
der Landarbeit auf dem Feld. Nur einmal in der Woche hielt er
seinen Sprechtag ab. Neugierige Kinder holten ihn herbei. Verzweifelt
schlug er seine Hände über dem Kopf zusammen:
«Zwanzig Menschen kann ich unmöglich unterbringen, das
Dorf ist voll belegt.» Er feilschte mit den Einheimischen, versuchte
zu überreden, niemand wollte eine Tür für uns öffnen.
Wie Aussätzige standen wir beschämt da. Hatten wir den Krieg
alleine verschuldet und zu verantworten? Zähflüssig wurde hier
und dort ein Flüchtling untergebracht. Wir vier wollten uns
nach der grauenvollen Flucht nicht auseinanderreißen lassen.
Da blieb als letzte Lösung der Gastwirt Hofer im drei Kilometer
entfernten
«Keuckenbrück», ein kleiner Weiler mit vier Gehöften.
Sie wiesen uns ein ca. 14 Quadratmeter kleines unheizbares
Zimmer mit einem schmalen Doppelbett für vier Personen, einem
Kleiderschrank und zwei Stühlen zu. Als Waschgelegenheit
boten sie das Becken im Vorraum der Gästetoilette an. Sie
hassten uns von Anfang an als Eindringlinge. Ihre ersten abfälligen
Fragen: «Habt ihr dort im Osten auch richtige Steinhäuser
gehabt oder teilweise noch in Höhlen gewohnt? Bei euch gab