Freigehege weißer Legehennen der Dornbuscher Hühnerfarm
hätte eine Fata Morgana sein können, die unseren knurrenden
Magen Eierberge vorgaukelte, von denen wir nicht ein einziges
bekamen.
Im Ort standen wir etwa zwei Stunden in der Schlange beim
Bäcker und Kolonialwarenladen. Sehr groß waren die Zuteilungen
nicht, aber sie entwickelten auf der langen Heimwegstrecke
ein immer schwereres und drückendes Gewicht.
Öfter begegneten wir jetzt Militärfahrzeugen. In den Straßengräben
wurden kleine Splitterschutzlöcher ausgehoben, die Zuflucht
bei Tieffliegerangriffen bieten sollten. – Ein Trupp von
ca. 300 gefangenen Engländern zog, bewacht von deutschen
Landsern, an uns lachend, langsam vorbei. Sie verschenkten
Bonbons und Schokolade. Niemand schien Eile zu haben, weder
Freund noch Feind. Die Frontlinien verschoben sich von
Tag zu Tag. Der Himmel belebte sich mit Flugzeugen, Gerüchte
sprachen von englischen Truppen bei Stade. Versprengte
deutsche Infanteristen erfragten den Weg nach Bremervörde.
Der Krieg hatte uns ein zweites Mal im Kampfgebiet
zwischen den Fronten eingeholt. Genau wusste niemand zu sagen,
wo welche Truppen standen, ob Straßen gesperrt oder befahrbar
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waren.
Aus Weddelsbrook kamen auf mit Lehmerde und Kies beladenen
Lastwagen einige Frauen und Männer angefahren. Unter
Aufsicht des invaliden Wegemeisters sollten sie den Keuckbach
an zwei schmalen Stellen links und rechts neben der Straßenbrücke
zuschütten, mit einem Deich versehen und dadurch aufstauen.
Das kleine Tal füllte sich mit Wasser, der Wiesenhang
wurde sumpfig und für schwere Panzer unpassierbar. Hinter
zwei großen Eichen bauten sie einen einfachen kurzen Schützengraben,
der nach zwei Tagen vom Wegwart, zwei 15-jährigen
Jungen und zwei alten Bauern besetzt wurde, die mit zwei
Panzerfäusten und sechs Handgranaten ausgerüstet waren.