und ruckten nicht eine Handvoll Hafer heraus. Wie hart konnten
Menschen sein, die hier in vollkommener Sicherheit den
großen Krieg bisher überlebt hatten. Endlich ein großer Freudentag
für uns vier Königsberger. Vater hatte geschrieben!
Königsberg, 23. März 1945
Meine innig geliebte Frau, Du, mein Dorchen!
Heute bin ich der glücklichste Mensch, denn soeben habe ich
Eure 2 Karten aus Berlin und Keuckenbrück erhalten. ich
weiß jetzt. Ihr, meine liebsten Menschen, lebt. Nur mit Mühe
kann ich meine Freudentränen zurückhalten, denn meine Nerven
waren zum Zerreissen gespannt. Was Ihr alles habt aushalten
müssen, ist fast über die menschliche Kraft gegangen.
Meine Gebete zu unserem lieben Herrgott sind also nicht vergebens
gewesen. Lasst jetzt bitte den Mut nicht sinken und fasst
das Leben tapfer an, vielleicht ist uns doch noch ein Wiedersehen
bestimmt. Wie freue ich mich nur, ich kann’s vor Rührung
gar nicht sagen. Schön, dass ihr auch noch mit Lottel und
Botho zusammen seid; denn gemeinsam trägt sich alles viel
leichter. Wie wird es erst sein, wenn ich richtig lange Post von
Euch erhalten werde!!! Herrgott, es ist nicht auszudenken!! –
Wie mag es mit Eurer Verpflegung bestellt sein, habt Ihr,
meine lieben Frauchen, halbwegs das Sattessen? Wegen Familienunterhalt
müsst Ihr nun auch irgendwo einkommen, denn
ich erhalte nur, meine Löhnung. Ich werde versuchen, falls es
noch irgend möglich ist, Euch 2000.-Mark zu senden. Ich
kann mit dem Geld nichts anfangen.
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