es sicher noch Wölfe und Bären?» Wir erstarrten, konnten es
nicht fassen.
Am Abend, wenn keine Bauern in der Gaststube saßen, durften
wir uns zwei Stunden lang am heißen Kachelofen wärmen. Danach
wurde das Licht abgeschaltet. Wir mussten in unsere
feuchtklammen Betten unter das für je zwei Personen viel zu
kleine Federzudeck kriechen. Botho bekam Grippe mit Fieber.
Wir riefen vom Gastwirtstelefon den zuständigen Weddelsbrooker
Bürgermeister zu Hilfe, diesem unhaltbaren Zustand
ein Ende zu bereiten. Daraufhin stellte Herr Hofer mit Hilfe
seiner polnischen Magd unsere zwei Betten einfach in den riesigen
unbenutzten kahlen Tanzsaal, in dessen Ecke ein kleiner,
eiserner Kanonenofen stand. «Holz könnt ihr im Wald sammeln
gehen», drehte sich um und verschwand in seiner warmen
Küche.
Wir suchten unermüdlich abgefallene Äste und Tannenzapfen.
Ohne Axt oder Säge konnten wir nicht einmal vertrocknete
Fichten oder größere tote Holzstücke abschlagen. Im nassen
März fanden wir kein trockenes Brennmaterial. Beissender
Rauch und Qualm erfüllten den Raum. Wenn doch endlich der
Sommer käme und die Sonne uns wärmte!
Nach ein paar Tagen traf eine Treckfamilie mit vier Personen,
zwei Pferden und einem Wagen ein. Jetzt litten wir gemeinsam.
Den Pferden gönnte man kein Futter, jagte sie auf die kahlen
Wiesen.
Wir versuchten, sie mit unseren Kartoffelschalen und sonstigen
Küchenabfällen zu futtern. Die treuen abgetriebenen Tiere, die
drei Monate durch Eis und Schnee unter ungeheuren Strapazen
die Menschen bis hierhergebracht, gerettet hatten, erholten sich
nicht. Nach zwei Tagen fiel ein Pferd um, konnte vor Schwäche
nicht aufstehen. Ungerührt betrachteten die Bauern das Sterben
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