An Land
gespült
Mutter, Tante Lotte mit ihrem kleinen Sohn Botho und ich hatten
in einer eisigen Frostnacht mit 28 bis 30 Grad Kälte in den
letzten Februartagen 1945 unsere Heimatstadt. Königsberg/
Ostpreußen in überhasteter Flucht vor der russischen
Front unter starkem Artilleriebeschuss verlassen. Tod und
Elend brachen über die Stadt und die Menschen herein. Die
Restzerstörung nahm an den von zwei großen flächendeckenden
Bombardierungen englischer Flugzeuge Herbst 1944 übriggebliebenen
Gebäuden und Straßen ihren Verlauf.
Der Kessel um Königsberg hatte nur noch am Pregelufer eine
kleine Lücke, durch die uns ein nicht entladener Munitionsdampfer
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bis Pillau mitnahm.
Ausgeschifft standen wir eingekeilt zwischen Tausenden von
Flüchtlingen. Nicht nur Königsberger, sondern Menschenfluten
aus dem gesamten Ostpreußen, das seit dem 27. Januar 1945
durch russische Heereskeile, die, von Osten und Süden kommend,
bis Elbing und Tolke mit vorgedrungen waren, vom
Westen völlig abgeschnitten war, drängten nach Pillau ans offene
Meer. Hungernd und frierend warteten wir auf ein Schiff,
das uns in die «Sicherheit» des übrig gebliebenen «Reiches» bringen
sollte. Im Rücken der Feind, seitlich der offene Pregel, vor
uns die Ostsee!