Ein paar Wehrmachts-Rauchermarken lege ich bei; vielleicht
kannst Du, mein Räucherschlot, Dir dafür in einer Wehrmachtskantine
Zigaretten kaufen. Ach, wie gerne würde ich
Euch, meine Einzigen, auch etwas zum Essen schicken, wenn
es nur möglich wäre. Mir geht es noch gut, mein Dienst ist der
gleiche, nur meine Dienststelle ist aus dem Schussbereich in
Bruder Arturs Nähe verlegt.
Artur hat von Anni kein Lebenszeichen erhalten. Sie ist am
Tag vor Euch nach Pillau gefahren. Lottels Wohnung ist durch
einen Bombentreffer demoliert.
So, dies wäre heute mein erstes Schreiben. Ich werde es gleich
über den Hauptverbandsplatz abgehen lassen.
Nun, Gott befohlen und herzinnigste Grüße, Dir, mein liebes
Frauchen, meinem einzigen Dorchen; ebenso an Lottel und den
kleinen Botho
von Euerm jetzt wieder frohen
Vater.
Dann wurden wir still und traurig. Wie schön wäre es, jetzt Vater
schützend bei uns zu haben. Er könnte allen Schikanen und
Gefahren besser entgegentreten. – Mutter war eine verängstigte,
hilflose Frau. Geboren 1899, hatte sie in ihrer Ehe die damalige
vorbildliche Rolle der Hausfrau und Mutter übernommen.
Sie, genauso wie ich, waren ungeübt, den Härten und
Missgünsten des Lebens zu begegnen. Der Gedanke an die Gefahr,
der Vater als Sanitäter in den letzten Ruinen der umkämpften
Stadt Königsberg ausgesetzt war, verwischte plötzlich die
soeben jubelnde Freude über den so langen und heiß ersehnten
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