Rund um die Uhr bewachten sie diese «Stellung» gegen feindliche
Truppen. Eine Gebrauchsanweisung für die Panzerfäuste
lag nicht bei, keiner hätte sie bedienen können. Trotzdem ängstigten
wir uns, falls sie den Wahnsinn begingen, auch nur eine
einzige Handgranate zu werfen.
Eine deutsche Spezialeinheit verlegte im Sommerlandweg nach
Dornbusch Tellerminen. Ein gepflasterter schmaler Mittelstreifen
der Landstraße blieb befahrbar. – Wie jeden Morgen sammelte
der Milchkutscher am Straßenrand die vollen Milchkannen
von den großen Gehöften ein und zuckelte mit seinem
Pferdchen gemütlich zur Molkerei. Es wurde Mittag und noch
immer nicht brachte er die leeren Gefäße zurück. Etwas
Schreckliches war geschehen. Tiefflieger hatten sein Gefährt
beschossen, die vollen Kannen durchlöchert und ihn tödlich
getroffen. Den Weg kennend war sein Pferdchen mit seinem
toten Herrn auf dem Kutschbock unbeirrt an der Laderampe
beim entsetzten Molkereibesitzer vorgefahren.
Ende April begannen die Wiesen langsam durchzugrünen. Das
Grummeln der Geschütze aus allen vier Himmelsrichtungen
hörte nicht auf. Eine vereinzelte Bombe traf in Weddelsbrook
das erste Haus im Dorf. Der mächtige Schuppen des reichen
Bauern Domann brannte, von einer verirrten Granate getroffen,
mit dem modernen Maschinenpark aus, und beim Wegemeister
knatterte eine Maschinengewehrgarbe in die Giebelfront
des Hauses und zerstörte alle Fensterscheiben. Dann
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blieb es tagelang ruhig
– unheimlich ruhig –.