Rundfahrt zustieg und war pünktlich beim verabredeten Treffpunkt
an Gaudis berühmter Kirche »Sagrada Familia«. Der Regen
hatte nachgelassen, und sie konnten um das Gelände des
immer noch nicht vollendeten Bauwerks von Barcelonas größtem
Architekten gemächlich herumgehen und es bestaunen.
Seit seinem Tod am 7. Juni 1926 wurde nach Gaudis Plänen die
Arbeit von seinen Schülern und Künstlern fortgesetzt.
Die mit grellbunten Mosaiken belegten Türme in schraubenartiger
Struktur sind 100 Meter hoch und bergen im Innern kunstvolle
Wendeltreppen. Die höchste Spitze mit 170 Meter Höhe
und 12 Türmen, Symbole für die 12 Apostel, sollte das beherrschende
Wahrzeichen Barcelonas werden. »Katechismus aus
Stein«, nannte Gaudi seine »Sagrada«, die allen Gläubigen auf
der Welt die Geschichte des Christentums verkünden würde.
Er konnte »Die Flucht aus Ägypten«, »Christus als Erlöser der
Menschen«, »Die Weihnachtsfassade mit der Krippe«, »Die
Schriftgelehrten«, »Den Kindermord des Herodes« und »Die
Leidensgeschichte Jesu« vollenden.
Die letzten Lebensjahre wohnte er bescheiden in einer kleinen
Hütte auf der Baustelle und wurde in der Krypta der unvollendeten
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Kirche begraben.
Überall in der Stadt begegnete man den spielerisch eleganten
Hausfassaden mit hervorkargenden Erkern, Palästen in geschwungener
Weichheit, ohne Kanten und Ecken, belegt mit
Fischschuppen aus Keramik und mit skurrilen Schornsteinen.
Die Straßenlampen der Plaza Real und auf Plätzen, Ziergitter,
die sich an keinen Stil hielten, waren künstlerische Botschaften
Gaudis, der durch einen tragischen Unfall ums Leben kam.
An seinem Todestag ging er nach der Arbeit zum Gebet in die
Kirche St. Philipp Neri. Unterwegs erfasste ihn eine Straßenbahn,
schleifte ihn ein Stück mit. Er blieb bewusstlos liegen.
Die Passanten erkannten den ärmlich gekleideten Mann nicht,