Rampe robbten. Plötzlich sprangen sie auf. Das Leben ging
weiter. Farbiges Scheinwerferlicht verwandelte ihre Kleiderfetzen
in bunte Maskerade, und verliebt tändelten junge Burschen
und Mädchen von der Bühne.
Rauschender Beifall, standing ovations. Mindestens zwanzigmal
riefen die Zuschauer das Ensemble auf die Bühne.
Erst als Martina und Karl in der S-Bahn saßen, lösten sie sich
langsam aus der Faszination des Theaters, fanden zurück in ihre
Welt. Die nächsten Wochen brachten die erste Trennung, und
beide fielen auf der Heimfahrt in eine melancholische Stimmung.
Im Dunkeln blieb »ihr See« unsichtbar wie das weitere
Leben. Er küsste ihren Finger mit dem Aquamarinreif, sie
lehnte sich an seine Schulter, schloss die Augen und wünschte,
die Fahrt würde nie enden.
Mutter Agnes lief wie eine aufgescheuchte Glucke aufgeregt
durchs Haus und überschüttete Martina mit guten und überflüssigen
Ratschlägen, vergaß, dass sie wirklich erwachsen genug
war, ihr eigenes Leben zu führen. Außerdem dauerte der
Lehrgang in Bodenmais nur 14 Tage. Der Ort lag nicht einmal
außerhalb von Bayern. »Mutter, bitte nicht noch Marschverpflegung!
« Martina packte den Kuchen, die Rauchwurst und das
Obst wieder aus der Reisetasche und war bestrebt, den Abschied
nicht länger rauszuzögern. Sie ging mit dem geringen
Gepäck alleine zur S-Bahn. Was sollte die überflüssige Begleitung
bei der kurzen Dienstreise? »Tschüss, grüß Vater. Ich ruf
mal an!«
Bodenmais, ein herrlicher Erholungsort, der schon im
16. Jahrhundert als »Gefreite Bergstatt« erwähnt wurde, empfing
sie mit schönstem Sonnenschein. Das Ferienheim der
Firma lag verwunschen am Waldrand. Die meisten Teilnehmer
waren bereits eingetroffen. Viele kannten sich von früheren Instruktionstreffen
und musterten interessiert die »Neuen«. Unter
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