So stellte Richard Elliot Friedman3, der in Harvard promovierte
und zwölf Jahre lang Professor an der Theologischen Fakultät
der University of Georgie war, fest, dass das Alte Testament aus
mehreren Fragmenten zusammengesetzt sein muss. Zwei große
Vorlagen werden "J" (wie Jahwe) und "E" (wie Elohim) genannt.
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Es fällt auf, dass einige Stellen in der Bibel wie die
Schöpfungsgeschichte und die Berufung Jakobs zum Stammvater
des Volkes Israel doppelt auftauchen, meist hintereinander
mit leichten Variationen. In dem jeweils einen wird Gott als
"Elohim", im anderen als "Jahwe" bezeichnet. Offensichtlich
wurden biblische Bücher erst sehr spät aus den Erinnerungen
des Volkes und Fragmenten von Niederschriften zusammengesetzt.
Damit könnte vielleicht der zweite Punkt, der mir Probleme bereitet,
erklärt werden: nämlich das Verhalten Gottes, in der
Hauptsache seine Brutalität. Zwei besonders brutale Stellen finden
wir im 5. Buch Mose 2:33-36:
"Aber der Herr, unser Gott, gab ihn vor uns
dahin; und wir schlugen ihn und seine Söhne und
all sein Volk. In jener Zeit nahmen wir alle seine
Städte ein, und wir vollstreckten den Bann an jeder
Stadt, an Männern, Frauen und Kindern; wir
ließen keinen von ihnen übrig, der entkam." (ELB)
Diese Stelle spielt in der Zeit des Einzugs ins Gelobte Land durch
Josua. Noch mehr irritiert ein angeblicher Befehl Gottes:
"Nun zieh hin und schlage Amalek! Und
vollstreckt den Bann an ihnen, an allem, was es
hat, und verschone ihn nicht, (sondern) töte Mann
und Frau, Kind und Säugling, Rind und Schaf,
Kamel und Esel." (1. Sam. 15:3 n. ELB)
3 Friedman 1989/2007