Im Frühjahr 1987 grub Bietaks Team im Garten des Palasts einen
großen Friedhof aus. Das Fundament einer der Grabanlagen
dort betrug zwölf mal sieben Meter. Dieses Grabmal ist Rohl
zufolge die größte Grabstätte, die man jemals in Auaris fand.
Obwohl viele Bestandteile des Oberbaus des Monuments abgetragen
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worden sind, konnten die österreichischen Archäologen
anhand des Fundaments bestimmen, dass die Grabstätte einst
von einer eleganten steil ansteigenden Pyramide überragt
wurde, und tatsächlich wurden in besser erhaltenen Strukturen
andernorts ähnliche Funde getätigt. Dies spricht Rohl zufolge
dafür, dass das Grabmal für einen hochangesehenen Wesir in
Ägypten angelegt worden sein muss.
Im Inneren der Pyramide wurden Rohl zufolge zwei Elemente
gefunden: Eine Grabkammer und eine Totenkapelle.
Das Grab war – was Bietak überraschte – vollkommen leer. Er
fand zwar einige kleinere Knochenfragmente vor, doch die
stammten nicht von Menschen. In jedem anderen Grabmal auf
diesem Friedhof wurden trotz der Aktivitäten von Grabräubern
Überreste von Grabbeigaben um die versteinerten Skelette der
Verstorbenen herum gefunden.
Ein Grabräubertunnel war von der Kapelle aus in Richtung Ostwand
der Grabkammer gegraben, so dass Körper und Grabbeilagen
entfernt werden konnten. Alles wies eher auf eine umsichtige
Räumung des Gewölbes als eine gewöhnliche Plünderung
hin. Die Wiedereröffnung der Grabanlage ereignete sich,
als die Kapelle noch immer in Gebrauch war, bevor die späteren
Herrscher das Grab abdeckten. Es sähe so aus, als ob jemand
den Körper entweder vor oder während der Dauer der
Aufgabe von Auaris in der Mitte der 13. Dynastie entfernt
habe. Die neuen Siedler bauten ihre Häuser über dem Friedhof,
und dabei wurden wahrscheinlich die Pyramide und die
Kapelle zerstört.