heiße in Wirklichkeit "Eunuch", einen derartigen Titel habe es
jedoch erst im Ägypten der Perserzeit 525-332 v. Chr. gegeben.
Keller zufolge führt Redford insgesamt 23 Punkte auf, die gegen
die hyksoszeitliche Datierung der Josefsgeschichte sprechen,
sondern er auf die altägyptische Spätzeit hindeuten. Überhaupt
wiesen die Indizien eher in eine spätere Phase der altägyptischen
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Geschichte hin.
"So bleibt heute die Frage offener denn je, ob der 'ägyptische
Josef' der Bibel je als historische Persönlichkeit fassbar werden
könnte. Als Wesir eines Hyksospharaos dürfen wir ihn – nach
Lage der Dinge – wohl abschreiben," resümiert Keller. Und
weiter: "Und wir haben nunmehr davon auszugehen, dass die
Erzählung von ihm, die eher die Verhältnisse der Spätzeit
Altägyptens spiegeln, sehr viel später entstand, als so mancher
Gelehrte bisher annahm ( …). Keller fügt hinzu, dass es natürlich
sein könne, dass das, was aus der Spätzeit belegt ist, auch
bereits früher existiert haben könnte, jedoch nirgends anderswo
als in der Bibel beschrieben worden sein. Doch diese Möglichkeit
bezeichnet Keller selbst als "Konstrukt".
Ein Forscher und Autor, der sich mit den Entsprechungen der
Zeiten des Alten Ägyptens und den biblischen Berichten auseinandergesetzt
hat, ist der britische Ägyptologe David M. Rohl,
und auch der hat sich mit dem "Josefsthema" auseinandergesetzt.
Rohl stellt u. a. fest, dass die Behauptung in einigen Kommentaren
zum Alten Testament, dass die Wanderung des Volkes Israel
nach Ägypten 430 Jahre gedauert habe, falsch ist. Im Masoretischen
Text – einer hebräischen Textversion des Tanach,
grob gesagt der jüdischen Bezeichnung für das Alte Testament,
das Ergebnis der streng geregelten Bearbeitung älterer Bibel-
Handschriften ungefähr in den Jahren 700 bis 1.000 durch