abgerissener Bettelmönch. Ihn hatte er mit einigen Schimpfwörtern
vertreiben können.
Und die Bewohner der kleinen Festung hatten vorsichtigen Abstand von
ihrem Wagen und der Fracht darin gehalten, als ahnten sie, dass darin
nichts Gutes lauerte. Doch unverhoffter Weise war das Wesen, seit sie die
Berge erreichten, ruhig geworden.
Zu ruhig nach Pelazzis Dafürhalten. Nach ihrem Aufbruch von der
Altenburg hatten sie schon befürchtet, es sei verendet. Vier Tage lang hatte
es das Fleisch nicht angerührt, das sie ihm hinein warfen. Doch als Cini,
als Leutnant der Ranghöchste der Überlebenden, das Tier vorgestern mit
einer durch das Gitter gesteckten Lanze vorsichtig in die Seite gestochen
hatte, war es herumgeschnellt, hatte blitzartig die Waffe gepackt und zu
sich hereingerissen. Cini hatte loslassen müssen, um nicht das
Gleichgewicht zu verlieren und an die Kistenwand gezerrt zu werden. Als
der Stab der Lanze splitterte, waren sie zusammengezuckt. Doch was
sollten sie machen? Jetzt saß dieses „Ding“ seit zwei Tagen mit einer Waffe
in seinem hölzernen Gefängnis. Wer wusste schon, was es damit anfangen
würde?
Denn Pelazzi war sich sicher: Dieses Wesen war nicht dumm. Wie sie
leidvoll ein ums andere Mal erfahren müssten, lauerte es auf jeden Fehler,
den sie machten. Noch dazu hatte es scharfe Augen und ein exzellentes
Gehör. Und nur die Hölle selbst wusste, welche Fähigkeiten es noch
besitzen mochte.
War es überhaupt ein Tier? Wenn Pelazzi die Klappe vor einer der
beiden großen vergitterten Öffnungen aufhob und einen prüfenden Blick
hineinwarf, reagierte die Kreatur sofort, wandte den Kopf und starrte den
Neugierigen aus gelben, leuchtenden Augen an. Diese Augen! Pelazzi
brauchte jedes Mal Kraft, sich von diesen Augen nicht in den Bann ziehen
zu lassen. Dann erfüllte ihn das unangenehme Gefühl, hier betrachte ihn
ein Wesen, das trotz seines zottigen Fells einem riesigen missgestalteten
Menschen ähnlicher war als alles andere, was er je gesehen hatte. Dazu
passte auch, dass es ein weitgehend haarloses, gleichwohl faltiges Gesicht
hatte. Darin saß eine große Nase, die plattgedrückt schien. Außerdem
hatte dieses Wesen ausgeprägte Kiefer. Wenn es das Maul aufriss,
entblößte es furchterregende Fangzähne, die geschliffenen Messern
glichen. Die großen Greifwerkzeuge, mit denen es manchmal an den
Gitterstäben rüttelte, sahen wie verrunzelte Hände eines alten Weibes aus.
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