Bossis junge Witwe zu Eurem Eigentum gemacht und schändet sie
seitdem. Und neues Unrecht wird folgen, wenn man Euch nicht Einhalt
gebietet. Denkt Ihr nicht insgeheim darüber nach, wie Ihr auch noch das
Kind töten könnt, das Eure Gemahlin erwartet? Niemand aber, ein altes
Weib ausgenommen, ahnt von Euren Verbrechen. Und niemand hat Euch
bislang aufgehalten. Bis heute.“
Monti schluckte krampfhaft. Dieser Mann wusste alles! Die Angst
schnürte ihm die Kehle zu. „Wollt Ihr Geld?“, krächzte er. „Ich kann Euch
reich machen!“ Der Mann packte die Stange mit dem Bootshaken fester.
Er schüttelte langsam den Kopf, wobei die Ledermaske hämisch ihre
Fratze zu verziehen schien. „Ihr habt nicht verstanden“, klang die eisige
Antwort. „Ja, Ihr werdet bezahlen. Aber nicht in klingender Münze,
sondern mit Eurem Leben. Eure junge Frau wird Euer Vermögen erben
und so den Ausgleich für ihre Leiden erhalten. Ihr Kind wird unbeschadet
mit Eurem Vermögen in Wohlstand aufwachsen. Auch mag eine alte
Magd gut bezahlte Arbeit im Haushalt Eurer Witwe finden. Der
Gerechtigkeit wird damit Genüge getan. Und Andrea Bossi wird gefunden
und ehrenvoll bestattet werden.“
Mit schreckgeweiteten Augen hatte der beleibte Händler die Worte des
Fremden vernommen. Der Schweiß brach ihm aus. In blindem Schrecken
versuchte er, dem Unbekannten die Stange mit dem Bootshaken zu
entreißen, um seinem Schicksal zu entgehen. Als habe der Fremde dies
erwartet, sprang er leichtfüßig einen Schritt zurück, drehte sich geschwind
um die eigene Achse und ließ das Holz mit Wucht an die Schläfe seines
Gegenübers krachen. Monti taumelte und brach bewusstlos zusammen.
Als der Händler wieder erwachte, war der Tag bereits angebrochen. Sein
Kopf schmerzte. Er blinzelte. Über sich bemerkte er tiefhängende Bäume.
Was war geschehen? Wo war er? Warum schwankte der Boden, auf dem
er lag? Und warum war es so kalt? Es roch nach Fisch. Er wollte aufstehen,
doch es gelang ihm nicht.
Es dauerte eine Weile, bis Monti bemerkte, dass er sich in seinem Boot
befand. Mit Entsetzen stellte er fest, dass seine Hand- und Fußgelenke mit
dünnen Lederriemen an die Sitzbretter und Ruderdollen seines Kahns
gefesselt waren. Nur seinen Kopf konnte er bewegen. Er sah an sich
herunter und erkannte verwundert, dass er nackt war. Sein Brustkorb war
mit reichlich Blut verschmiert und mit stinkenden Fischresten bedeckt.
Monti wollte um Hilfe schreiben, doch in seinem Mund steckte ein
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