Nur verbargen sich in den langen Fingern dieser Hände tödliche Krallen,
die es blitzschnell ausfahren konnte. Krallen wie bei Raubkatzen, aber
scharf wie Rasierklingen. Der Gelehrte Mason war damit zerfetzt worden.
Wenn Pelazzi eine Tatsache bewusst war, dann die, dass dieses Wesen
niemals ausbrechen durfte.
Er schaute zu seinen Reisegefährten auf. Cini, der venezianische
Leutnant, kratzte sich gedankenverloren an seinem stoppeligen Kinn.
Auch der Dreißigjährige hatte während der Rückreise unzählige graue
Haare bekommen. Die Last der Verantwortung für die gefährliche Fracht
und das Wohlergehen seiner Männer hatte überdies dafür gesorgt, dass
sich zahllose Falten in das einst so jugendliche Gesicht gegraben hatten.
Neben Cini saß ein ausgemergelter Mann Mitte zwanzig. Wie zuvor
Pelazzi selbst starrte der Mann wortlos ins Feuer. Felipe Montez stammte
aus Ortiguera, einem kleinen Fischernest im Norden Galiciens, und war
Schiffszimmermann auf der „Diavolo“ gewesen. Als er damals an Bord
gekommen war, war der wortkarge Spanier mit den dunklen Augen
anfangs von seinen Mannschaftskameraden unterschätzt worden. Doch er
hatte sich erst während der Seereise, auf den eisigen Berghöhen und
schließlich auf der mühseligen Rückreise als außerordentlich zäh erwiesen.
Während die anderen Männer nach und nach an Krankheit und
Erschöpfung, in Kämpfen mit Söldnern oder Strauchdieben oder durch
diese furchtbare Kreatur starben, hatte der Galicier bisher überlebt. Sicher
hing dies auch mit der fürstlichen Belohnung zusammen, die ihnen von
ihren Auftraggebern in Aussicht gestellt worden war. Pelazzi spuckte
nachdenklich aus. Auch Montez hatte nicht verhindern können, dass sie
sich so oft in die Irre führen liesen. `Was Wunder´, dachte Pelazzi
kopfschüttelnd. Der junge Mann war zuvor nie aus seinem Heimatdorf
hinausgekommen. Auf der Flucht vor seinem gewalttätigen Vater war er
eines nachts Hals über Kopf aus Ortiguera verschwunden, hatte auf dem
nächstbesten Schiff in La Coruna angeheuert, war damit nach Rovinj
gesegelt und beim ersten Landgang einem Werber in die Arme gelaufen.
Schon am nächsten Tag hatte er sich auf der „Diavolo“ wiedergefunden
und die Reise ins Unbekannte angetreten.
Pelazzi sah, dass Montez sich mit beiden Handflächen auf die Knie
klopfte. „Ich gehe schnell in die Büsche. Bin gleich wieder da, Signores.“
Er erhob sich und verschwand zwischen den Felsen.
Der Kalabrier sah ihm gedankenverloren nach. In ein paar Tagen würde
dieser Alptraum vorüber sein. Dann würden sie triumphal empfangen
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