Knebel. Der Händler stöhnte auf und ließ seinen Kopf zurücksinken. Ihm
fiel der Überfall in den vergangenen Morgenstunden ein. Welches
Schicksal hatte dieser Unbekannte ihm zugedacht? Monti wurde zornig.
Was es auch war, es würde dem Fremden nicht gelingen. Bald schon würde
man ihn finden. Er wandte den Kopf und erkannte, dass sein Kahn just
an der Stelle verankert war, unter der im Schlamm des Sees die Überreste
von Andrea Bossi ruhten. Diese Erkenntnis versetzte ihm einen
gewaltigen Schrecken. Der Platz war abgelegen, hierhin verirrte sich nur
selten jemand. Wollte ihn der Maskierte verhungern lassen? Warum aber
dann die übelriechenden Fische auf seinem Körper? Fieberhaft jagten
seine Gedanken auf der Suche nach einem Ausweg aus dieser Lage.
Wenige Augenblicke später hörte er Flügelschlagen. Eine große Möwe
ließ sich am Rand des Bootes nieder. Mit schief gelegtem Kopf beäugte
sie neugierig den Gefesselten und die Fischreste. Entsetzt starrte Monti
auf den scharfen Schnabel des Vogels. Die kalten Augen des Tieres
schienen ihn verächtlich zu mustern.
Erneutes Geflatter ertönte und ein gutes halbes Dutzend weiterer
Möwen setzte auf dem hölzernen Kahn auf. Das Boot geriet dadurch in
sanftes Schaukeln. Mit leisem „Kiak-kiak“ hüpften die Tiere auf seinen
Körper und pickten nach den Fischleibern. Dabei hieben sie durch die
Haut des Händlers und rissen Fleischfetzen heraus. Monti tobte vor
Schmerz und zerrte an den Fesseln. Dieses und das aus den Wunden
hervorquellende Blut schien die Vögel noch mehr anzustacheln. Ein paar
Brocken der Fische fielen durch das Zucken des sich windenden Körpers
auf den Boden des Bootes. Die Vögel flatterten auf und manche stürzten
sich sogleich auf die Fischreste auf den Bodenplanken. Dieses suchte
Monti zu nutzen. Aber so sehr er auch zerrte, der Händler konnte sich
nicht befreien. Die dünnen Riemen schnürten seine Gelenke noch stärker
ein. Er versuchte, die Vögel durch Schreien zu vertreiben, aber der Knebel
in seinem Mund verhinderte, dass er mehr als ein undeutliches Stöhnen
von sich gab.
Wieder sprang eine Möwe auf seine Brust und hüpfte diesmal bis an sein
Kinn. Todesangst erfasst den Händler. Das Tier würde seine Augen
aushacken! Monti schüttelte heftig den Kopf und bäumte sich abermals
auf. Der Vogel schlug mit den Flügeln, um das Gleichgewicht zu bewahren
und kreischte ärgerlich. Monti erkannte mit zunehmendem Entsetzen,
dass die Möwe nicht zu vertreiben war. Er versuchte wieder zu schreien,
doch vergeblich. So ging es eine Weile. Am Ende sackte er kraftlos
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