Bossi wurde nach einigen Monaten vergeblichen Suchens für tot erklärt.
Der angebliche Unbekannte wurde nie ermittelt.
Monti war kaltblütig genug gewesen, der jungen Witwe zu kondolieren.
Doch schon wenige Tage, nachdem Bossi für tot erklärt worden war,
begann er, den Ton gegenüber der Frau zu ändern. Er erinnerte sie höflich
an die hohen Schulden, die ihr Mann bei ihm hatte. Die schwangere
Donatella bat um Einräumung einer Frist zur Tilgung. Scheinbar
großmütig gewährte Monti ihr einen Monat Zeit. Aber obwohl sie all ihre
Verwandten und Bekannten um Beistand ersuchte und bei Geldverleihern
vorsprach, konnte die Summe, die sie Monti schuldete, nicht aufgebracht
werden.
Als Donatella im Beisein ihrer Eltern Monti aufsuchte und um erneuten
Aufschub bat, lehnte er ab. „Ich habe dir bereits einen Monat Zeit
eingeräumt, und es ist dir nicht gelungen, das Geld beizubringen. Das
Geld, das ich deine m Mann vor Zeugen geliehen habe. Bei allem Unglück
das dir widerfahren ist, muss ich auf der Rückzahlung bestehen. Was
würde eine neue Frist bringen? Kein Geldgeber wird dir etwas leihen. Du
hast nichts, was du als Sicherheit bieten kannst.“ Donatella war in Tränen
ausgebrochen. „Du willst unsere Tochter noch vor ihrer Niederkunft mit
Schimpf und Schande im Schuldturm enden lassen?“, hatte Donatellas
Vater erbittert ausgerufen, während seine Frau bitterlich geweint hatte.
„Ich bin kein Unmensch“, hatte Monti in gütigem Ton erwidert. „Nein,
ich sorge mich um Eure Tochter und ihr ungeborenes Kind, das nun
keinen Vater mehr hat. Ich will Donatella Sicherheit bieten. Ich bin bereit,
sie zur Frau zu nehmen und für sie und das Kind zu sorgen, wie wenn es
mein eigenes Fleisch und Blut wäre.“
Donatella war angesichts dessen verzweifelt gewesen. Sie hegte eine tiefe
Abneigung gegen den Tuchhändler, dessen Äußeres sie abstieß. Ihre
Eltern indes, denen das Angebot eines der reichsten Männer Tennas wie
ein Licht in dunkler Nacht erschienen war, drängten sie, anzunehmen.
Nach tränenreichen Tagen und Nächten hatte sie schließlich resigniert und
in die Ehe eingewilligt. Monti war zufrieden gewesen. Eilends hatte er den
Termin für die Hochzeit angesetzt. Letzte Woche nun war die Trauung
vollzogen worden. Die Hochzeitsnacht, die der Händler so gierig erwartet
hatte, war für Monti jedoch eine Enttäuschung gewesen. Die schwangere
Donatella hatte seine anfänglichen Zärtlichkeiten mit Hinweis auf ihren
Zustand brüsk abgelehnt. Aber Monti wollte die Beute genießen, auf die
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