sterben, so kurz vor dem Ziel.“ Cini klopfte an seinen Ledergürtel, in dem
ein zusammengerolltes Stück Pergament steckte. „Denk an das, was in der
Pergamentrolle geschrieben steht. Wir fesseln die Kreatur und setzen die
Türe wieder instand. Bis Venedig muss das Vieh am Leben bleiben. Wir
waren so lange auf Reisen, haben eine gewaltige Irrfahrt hinter uns. Das
soll sich auszahlen! Wenn wir das Geld haben, kann es meinetwegen
verenden.“
Der Kalabrier nickte wortlos. Er starrte auf die Rolle und leckte sich
ebenfalls mit der Zunge gierig über die Lippen. Das Pergament, ausgestellt
von ihren Auftraggebern. Das Pergament und die darin enthaltenen
Versprechungen. Der Schlüssel zu ihrer Belohnung. Sie würden sich das
Geld nicht entgehen lassen.
Vorsichtig schlugen sie einen Bogen, bis sie die Öffnung der Kiste
sahen. Nichts rührte sich. Cini trat mit erhobenem Schwert langsam einige
Schritte näher. Ohne sich umzudrehen, winkte er Pelazzi nachzukommen.
Im fahlen Licht, das die Mondsichel spendete, war das Wesen nicht zu
sehen. „Ich glaube, es ist noch drin. Gib Acht!“, flüsterte Pelazzi. Als
Antwort vernahm er nur einen leisen Fluch. „Io sono stupido!“, zischte
der Venezianer. „Hol sofort Feuer!“ Pelazzi stöhnte in plötzlicher
Erkenntnis auf. Dass sie daran nicht gleich gedacht hatten! Feuer war das
Einzige, vor dem dieses Wesen Respekt, ja Angst hatte. Damit würde der
Leutnant die Kreatur in Schach halten, während Pelazzi mit seiner
Armbrust darauf zielen und schießen konnte. Er eilte zurück, griff nach
einem neben dem Lagerfeuer liegenden trockenen Ast und hielt ihn in die
Glut, bis er Feuer fing.
Dann rannte der Kalabrier wieder zu Cini zurück. „Hier!“ Er drückte
dem Offizier das brennende Stück Holz in die Hand. Cini schwenkte den
Ast, damit die Flammen aufloderten und kletterte von der Seite auf den
Wagen. Entlang der Kiste schlich er vorsichtig bis zur zersplitterten
Öffnung vor, den Arm mit dem brennenden Holz weit von sich gestreckt.
Pelazzi sah ihm gespannt zu. Er schickte sich an, dem Venezianer zu
folgen. Dabei bemerkte er aus den Augenwinkeln eine Bewegung.
Langsam drehte er seinen Kopf. Es dauerte einen Augenblick, bis er
verstand, was er da sah. Die Kreatur kauerte, ihren Oberkörper langsam
wiegend, unter dem Wagen und betrachtete ihn mit ihren böse
leuchtenden Augen, während sich der nichtsahnende Cini nur ein paar
Handbreit darüber neben der Kiste vorarbeitete. Hatte das Wesen etwa
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