er so lange gewartet hatte. Er hatte die Geduld verloren, Donatella ohne
Rücksicht auf den bald bevorstehenden Geburtstermin die Kleider vom
Leib gerissen und auf den nackten Körper eingeschlagen, bis sie ihm zu
Willen gewesen war. Mit heftigen Stößen hatte er ihr beigewohnt, während
sie auf der Seite lag und vor Scham und Schmerz schluchzte. In den
folgenden Nächten verhielt es sich nicht anders. Monti war wütend. Er
hoffte, dass sich das Verhalten seiner jungen Frau nach der Geburt ändern
würde. Um den Balg von Bossi, das in ein paar Tagen zur Welt kommen
sollte, machte er sich keine Sorgen. Viele Kinder starben schon im
Säuglingsalter. Wie leicht konnte heißes Fett vom Herd verschüttet
werden und zu tödlichen Verbrühungen führen. Oder es konnte vom
Balkon seines Hauses zu Tode stürzen. Der Kaufmann war entschlossen,
eine eigene Kinderschar mit der jungen Schönheit zu zeugen.
Und jetzt hatte dieser Brief wie ein Blitz aus heiterem Himmel in sein
Leben eingeschlagen! Wenn der Leichnam von Andrea Bossi gefunden
würde, dann wäre alles zunichte. Zwar war der Körper mit Sicherheit
schon in Verwesung begriffen, aber der zertrümmerte Schädel sprach eine
eindeutige Sprache. Niemand hatte ihn bisher verdächtigt, ihn, einen der
wohlhabendsten Männer von Tenna. Doch dies konnte sich schnell
ändern. Glücklicherweise hatte sich bei der gerade beendeten nächtlichen
Kontrollfahrt herausgestellt, dass das Bündel mit dem Toten noch an Ort
und Stelle im See ruhte. Und niemand, dessen war er sich nach wie vor
sicher, hatte den Tuchhändler damals gesehen, als er voller Angst mit dem
Toten auf den See hinaus gerudert war.
Monti zerrte an der Leine, um das Boot ans Ufer zu ziehen. Aber dessen
Kiel hatte sich in die Kiesbank eingegraben und so ließ sich der Kahn nur
schwer bewegen. Ärgerlich warf er den Bootshaken zur Seite, packte das
Seil mit beiden Händen und zog mit allen Kräften. Sobald er zu Hause
war, würde er nicht mehr ruhen, bis er den Schreiber dieser infamen Zeilen
ausfindig gemacht hatte. Monti kam ein Verdacht. Steckte etwa seine
ehemalige Magd, diese alte Hexe dahinter? Die Magd war von Montis
Weib Gianna in die Ehe mitgebracht worden und ihrer Herrin treu
ergeben gewesen. Sie musste geahnt haben, dass Monti Gianna nur wegen
des Geldes geheiratet und insgeheim ein Auge auf eine andere Frau
geworfen hatte. Zwar hatte er sie wenige Tage nach dem Mord an Gianna
aus fadenscheinigen Gründen entlassen und aus dem Haus gejagt. Doch
vielleicht hatte sie geschwatzt und versucht, ihn ins Zwielicht zu rücken.
Er würde dafür sorgen, dass sie zur Rechenschaft gezogen würde. Und er
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