würde das Bündel mit dem Toten bei der nächsten Gelegenheit bergen
und am tiefsten Punkt des Sees erneut versenken, so dass er niemals wieder
auftauchen konnte.
„Kann ich Euch helfen?“, erklang eine Stimme hinter ihm. Monti zuckte
vor Schreck zusammen. Hastig wandte er sich um. Er sah im Dunkel der
Nacht den Umriss eines Mannes mit kräftigem Oberkörper, der in
schwarzes Tuch gekleidet war. Als der Händler näher hinsah, wurde er
aschfahl. Das Gesicht des Unbekannten war mit einer grotesken
Ledermaske bedeckt. Der Mann drehte die Stange mit dem Bootshaken,
die der Kaufmann vorhin weggeworfen hatte, spielerisch in seinen
Händen. „Habt Ihr damit nach dem Leichnam von Andrea Bossi
gestochert?“, fragte er in amüsiertem Ton.
Monti spürte instinktiv, dass dieser unbekannte Mann genau wusste, was
geschehen war. Er war es, der ihm diese Nachricht geschickt haben
musste. Der Händler erkannte sofort, dass Leugnen keinen Sinn hatte.
Trotzdem versuchte er, den Ahnungslosen zu geben. „Wer behauptet so
etwas?“, würgte er hervor. Der Unbekannte schien unter seiner Maske zu
lächeln. „Geschwätz von alten Weibern“, antwortete er spöttisch. „Kaum
einer hört ihnen zu. Niemand gibt etwas darauf. Ich aber tue es.“ Monti
war verblüfft, dann erwachte in ihm der Zorn. Also doch! Die törichte alte
Magd musste sich etwas zusammengereimt haben. Und jetzt trug sie ihr
vermeintliches Wissen zu Markte. Er schwor sich wieder, ihr dies zu
vergelten, wenn er wieder zurück war. Als Hexe an den Pranger sollte sie
gestellt werden, peinlich befragt und dann auf dem Scheiterhaufen enden.
Doch zuerst musste er diese Situation meistern. Fieberhaft überlegte der
Kaufmann. Er versuchte es mit Überheblichkeit. „Ihr seid nicht von hier,
das höre ich an Euren Worten. Es geht Euch nichts an, was hier passiert.
Was habt Ihr hier zu schaffen? Was wollt Ihr? Hebt Euch hinfort!“, sagte
er in gespielt verächtlichem Ton. Der Maskierte schwieg einen Moment.
Als er antwortete, war seine Stimme kalt und schroff vor Verachtung.
„Was ich will?“, antwortete er. „Gerechtigkeit. Unrecht muss vergolten
werden. Ihr habt Eure Ehefrau ermordet, als sie krank und wehrlos in der
Kammer lag. Doch Eure Mühe war zunächst vergebens, nicht wahr? Die
junge Frau, die Ihr begehrtet, war schon versprochen. Aber Ihr habt nicht
aufgegeben, wie ich hörte. Es war geschickt von Euch, vorzugeben,
Andrea Bossi zu unterstützen und ihn dann im Schutze der Nacht zu
töten. Doch mit dem Mord habt Ihr schweres Unrecht auf Euch geladen,
um an Euer Ziel zu gelangen. Dies indes kümmerte Euch nicht. Ihr habt
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