Ungläubig hatte er die Worte angestarrt. Dann hatte er schreckerfüllt das
Papier zusammengeknüllt und in das Kaminfeuer in seinem Wohnraum
geworfen. Er hatte gelauscht, ob aus der Schlafkammer seiner
hochschwangeren jungen Frau irgendwelche Geräusche drangen. Doch
nichts hatte sich gerührt. Trotz der Wärme im Zimmer war ihm plötzlich
kalt gewesen. Mit zitternden Händen hatte er einen Becher Grappa
getrunken und versucht, seine Nerven zu beruhigen. Angestrengt hatte er
nachgedacht.
Bisher war in seinem Leben alles nach Plan verlaufen. Als Sohn eines
armen Gerbers geboren, war er später durch eine geschickt eingefädelte
Heirat mit einem Schlag einer der reichsten Männer Tennas geworden.
Gianna Botazzi, die Tochter eines wohlhabenden Tuchmachers und -
händlers, war einige Jahre älter als er gewesen. Obwohl Gianna ein
herzliches und fröhliches Wesen hatte und noch dazu einem angehenden
Bräutigam eine stattliche Mitgift winkte, war sie viele Jahre unverheiratet
geblieben. Wegen ihres Buckels galt sie trotz eines hübschen Gesichtes,
umrahmt von lockigem schwarzem Haar, nicht als ansehnlich, und die
meisten jungen Männer zogen es vor, Mädchen von gut gewachsener
Gestalt zu freien. Gianna, jahrelang vergeblich auf einen Bräutigam
wartend, hatte sich nach vielen Enttäuschungen und durchweinten
Nächten notgedrungen damit abgefunden, allein zu bleiben. Als ihre
Eltern gestorben waren, hatte ihr Oheim die Vormundschaft für die junge
Frau übernommen, damit sie das Geschäft von ihrem Vater erben konnte.
Der Oheim lies Gianna freie Hand, und mit Fleiß und Geschick hatte sie
die Tuchmacherei zu einem florierenden Betrieb entwickelt und war
überaus wohlhabend geworden.
In diesem Betrieb arbeitete in jener Zeit auch Monti. Er hatte nicht wie
sein Vater das Gerberhandwerk erlernen wollen. Auch den Vorschlag
eines seiner Vettern, in den Dienst des Hauses Habsburg zu treten und
Kriegsknecht zu werden, hatte er abgeschlagen. Viel zu anstrengend und
voller Entbehrungen schien ihm der Kriegsdienst. Nein, er hatte es
vorgezogen, Tuchmacher zu werden. Er war von Meister Botazzi
eingestellt und ausgebildet worden. Der junge Mann erwies sich als fleißig
und gelehrig. Auch er hatte beabsichtigt, ein Mädchen zu heiraten und eine
Familie zu gründen. Da er aber arm war und aufgrund seiner
hervorquellenden Augen und dem teigigen Gesicht als wenig anziehend
galt, hatte er beim Werben um die jungen Frauen kein Glück gehabt. Die
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